Kick-off «Plattform Wald & Holz 4.0»

Die Kick-off-Veranstaltung der «Plattform Wald & Holz 4.0» war ein voller Erfolg: Die rund 100 anwesenden Personen erfuhren, wie die Aktivitäten der Plattform die Unternehmen der Wald- und Holzbranche konkret bei der Strategieentwicklung und -umsetzung im Kontext der digitalen Transformation unterstützen können. Zudem erhielten sie spannende Einblicke in die Werkstatt der Zukunft der BFH.


An der Kick-off-Veranstaltung des Projekts «Plattform Wald & Holz 4.0» am 14. September in Biel drehte sich alles um die Chancen und Herausforderungen der digitalen Transformation in der Wald- und Holzbranche und darum, wie das Projekt Unterstützung bieten kann. Nach der Begrüssung durch Norbert Winterberg, Mitglied der Projektleitung der Plattform Wald & Holz 4.0 und Leiter des Instituts für digitale Bau- und Holzwirtschaft IdBH an der BFH-AHB, übernahm Sandro Beutler für sein Inputreferat das Wort. Er war früher Betriebsleiter einer Schreinerei, heute ist er Geschäftsführer der Weinig Holz-Her Schweiz AG. Dadurch kennt er die Branche und die Herausforderungen im Umgang mit der digitalen Transformation aus verschiedenen Blickwinkeln. Er ist überzeugt: Für eine erfolgreiche Digitalisierung sei der Einbezug der Mitarbeitenden entscheidend und es müsse stets der gesamte Prozess beachtet werden – ansonsten nütze auch der Roboter nichts.


Eine vollständige Digitalisierung muss nicht unbedingt das Ziel sein

«Die Plattform Wald & Holz 4.0 soll das massgebende Forum sein zur Förderung und Unterstützung der digitalen Transformation für Unternehmen der Wald- und Holzwirtschaft und weitere relevante Akteure.» Mit diesen Worten beschrieb Norbert Winterberg zu Beginn seines Vortrags die Vision des Projekts. Darauf folgten weitere Ausführungen zu den konkreten Zielen: Einerseits soll den Unternehmen der Wertschöpfungskette Holz der systematische Umgang mit der digitalen Transformation erleichtert werden (Achse 1). Dabei geht es nicht etwa darum, dass sich jedes Unternehmen vollständig digitalisieren muss. Wie hoch der Grad der Digitalisierung sein soll, muss aber eine bewusste Entscheidung sein, die eine systematische Auseinandersetzung mit dem Thema erfordert. Andererseits verfolgt das Projekt das Ziel, gemeinsam mit den Unternehmen in Arbeitsgruppen spezifische Lösungen zu erarbeiten für die bedeutendsten Herausforderungen im jeweiligen Tätigkeitsbereich der Unternehmen (Achse 2).

Am Schluss der Präsentation hatten die Teilnehmenden die Gelegenheit an einer Umfrage teilzunehmen, bei der sie die drei hauptsächlichen Barriere-Felder bei der digitalen Transformation ihres Unternehmens angeben konnten. Die Ergebnisse zeigten: Ressourcen und Schnittstellen wurden am häufigsten genannt, aber auch die Unternehmenskultur und das fehlende Know-How sind oftmals Hindernisse.


Faktoren für die Digitalisierung

Es folgte ein Referat von Christian Rosset, Mitglied der Projektleitung der Plattform Wald & Holz 4.0 und Professor für Waldbau und forstliche Planung an der BFH-HAFL. Mit dem Wald steht die biologische Produktion am Anfang der Wertschöpfungskette, aber die digitale Transformation spielt auch hier eine wichtige Rolle. So kann beispielsweise durch eine fortlaufende Erfassung des Waldzustands mit digitalen Hilfsmitteln besser geplant werden, in welchem Waldabschnitt welche Bäume idealerweise gefällt werden sollen. Der Stand der Digitalisierung sei aber auch hier je nach Bereich und Akteur sehr unterschiedlich.

Nach Christian Rosset übernahmen Nikita Aigner, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der BFH-AHB, und Ronny Standtke, Professor für digitale Fertigung, das Wort. Nikita Aigner präsentierte zu Beginn Faktoren, von denen der Stand der Digitalisierung abhängt, darunter unter anderem die Unternehmensgrösse, die verfügbaren Ressourcen und die Strategie. Weiter ging er auf die Herausforderungen technischer und unternehmerischer Art ein – Schnittstellen, der Stand der Maschinen sowie das Geschäftsmodell und die Ressourcen wurden hier thematisiert. Die Lösungsansätze: Hersteller und Lieferanten von Anlagen und Software als Partner in den Prozess einbinden, Netzwerke bilden und die Ressource «Hochschule» nutzen.

Auf eine konkrete Herausforderung technischer Art – die Software-Schnittstellen – ging danach Ronny Standtke ein. Anhand eines Beispiels zeigte er, wie die fehlende Kompatibilität der Software die digitale Transformation behindern kann, und präsentierte mögliche Lösungsansätze.


Entwicklung Strategieprozess und Lösungswege

Nach der Kaffeepause, in der die Teilnehmenden die Stände der Aussteller besuchen konnten, ging Norbert Winterberg nochmals genauer auf das Projekt Plattform Wald & Holz 4.0 ein und präsentierte die sogenannte Achse 1, die Entwicklung des Strategieprozesses. Für die einzelnen Prozessschritte werden Inhalte wie z.B. mögliche strategische Entwicklungswege und -optionen erarbeitet sowie konkrete unterstützende Instrumente für die einzelnen Prozessphasen entwickelt, wie z.B. der Strategie-Check, die Bewertung von strategischen Stossrichtungen und konkrete Handlungsempfehlungen für die Implementierung.

Über die Achse 2, die Entwicklung von Lösungswegen für ausgewählte Barrieren, sprachen im Anschluss Christian Rosset, Ronny Standtke und Marc-André Gonin. Letzterer ist ebenfalls Mitglied der Projektleitung. Bei dieser Achse geht es darum, bedeutende Barrieren zu identifizieren, deren Lösungen vor allem gemeinsam in Arbeitsgruppen (z.B. über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg) erarbeitet werden können. Erste Themen für solche Arbeitsgruppen haben die Referenten bereits vorgeschlagen – darunter «Übergeordnete Standardisierung von Konstruktionen und Schnittstellen», «Experimentier- & Entwicklungsumgebung für eine vernetzte Produktion (Werkstatt der Zukunft)» oder «Schnittstelle Wald und 1. Holzverarbeitungsstufe» – und luden das Publikum dazu ein, via Umfrage ihr Interesse an spezifischen Themen und weitere Vorschläge zu teilen.

Vor dem Mittagessen machte Simon von Gunten, Dozent für Verfahrens- und Fertigungstechnik an der BFH-AHB, eine kurze Einführung in die Werkstatt der Zukunft der BFH, welche am Nachmittag auf dem Programm stand. Diese Modellwerkstatt im Massstab 1:1 ist eine Forschungs-, Entwicklungs- und Lernumgebung mit dem Zweck, neues Wissen zu erarbeiten. Sie steht für Projekte sowohl der Wissenschaft als auch der Wirtschaft offen.


Möbelfertigung in der Werkstatt der Zukunft

Der Nachmittag begann mit einem Inputreferat von Jochen Ganz, Inhaber der Quadra Ligna AG. Die Firma renoviert architektonisch wertvolle Fenster. Der grösste Teil der Arbeit ist Handarbeit. Die Ausglasung der Fenster wurde vor einiger Zeit mit Hilfe eines Roboters automatisiert. So konnte ein aufwendiger Arbeitsschritt vereinfacht und dadurch der gesamte Sanierungsprozess erheblich verkürzt werden.

Anschliessend wurde die Werkstatt der Zukunft eingeweiht. Anhand eines Use Cases wurde die automatisierte Fertigung eines Möbelstücks in der Modellwerkstatt vorgeführt. Am abschliessenden Apéro konnten sich die Teilnehmenden nochmals untereinander austauschen und die Ausstellung besuchen.



In der Sidebar finden Sie die Präsentationen der Veranstaltung zum Download.