2.4 - Systematisierte digitale Bausteine und Schnittstellen
Im Rahmen der «Plattform Wald & Holz 4.0» der Berner Fachhochschule (BFH) zielt ein Teilprojekt darauf ab, die Einführungskosten digitaler Prozesse zu reduzieren und den überbetrieblichen Datenaustausch zu erleichtern. Unter dem Titel «Systematisierte digitale Bausteine und Schnittstellen» befassen sich die Teilnehmenden mit einer Systematik von parametrisierten Bausteinen bzw. Schnittstellen, die sich unabhängig vom Softwareanbieter integrieren lässt.
Die «Plattform Wald & Holz 4.0» der BFH mit über 40 Partnerunternehmen treibt die digitale Transformation in acht Teilprojekten voran. Das Teilprojekt 2.4 «Systematisierte digitale Bausteine und Schnittstellen» will die Einführungskosten digitaler Prozesse reduzieren und den überbetrieblichen Datenaustausch erleichtern.
Bereits bei der Starttagung wurde deutlich, dass die beteiligten Firmen einen starken Praxisbezug bevorzugen. Ein rein konzeptionelles Endresultat des Teilprojekts stand also nie zur Debatte. Da die Teilprojektgruppe mit Teilnehmenden aus den Bereichen Holzbau, CAD sowie mit Lieferanten heterogen zusammengesetzt ist, galt es in der Folge, einen Konsens zu finden, wo der Schuh bei allen drückt. Im Herbst und Winter 2023 wurden daher gemeinsame Painpoints definiert. Um sich auf die praktischen Herausforderungen und die konkrete Umsetzung innerhalb der zur Verfügung stehenden Zeit zu konzentrieren, wurde das Projektziel bei den darauffolgenden Treffen weiter angepasst. Daraus resultierte ein klarer Fokus auf den Austausch von Material- und Produktdaten anhand einiger ausgewählter Objekte. Ziel ist es, den Datenaustausch auf der Basis von Standards effektiv mit einem Demonstrator zu zeigen und so die Praxistauglichkeit und den Nutzen des Projekts zu verdeutlichen.
Fehlende Standards als Erschwernis
Aufgrund fehlender Standards ist es nicht möglich, Materialdaten von Produkten, die in der holzverarbeitenden Branche eingesetzt werden (zum Beispiel Plattenwerkstoffe oder Beschläge), systematisch und konsistent abzurufen. Jeder Betrieb erfasst diese Daten unterschiedlich. Beim Datenaustausch zwischen verschiedenen Partnern in einem Projekt stellt die eindeutige Zuweisung der Materialdaten somit einen Mehraufwand dar.
Im BFH-Teilprojekt 2.4 wurde deshalb mit ETIM ein Standard ausgewählt, der für den Austausch von Materialdaten in der Elektro-, Sanitär- und Heizungsbranche bereits international eingesetzt wird. Die Nutzung dieses Standards durch die Holzwirtschaft bedeutet sowohl für ETIM als auch für die Branche einen Mehrwert. Für die gesetzten Ziele im Projekt ist die Verwendung eines erweiterbaren Datenformates eine wichtige Voraussetzung: Eine rasche Integration eines bereits etablierten Datenformates macht den Datenaustausch in den CAD- und ERP-Programmen der Teilprojektfirmen als «Proof of Concept» realistisch.
Abb.1: ETIM
ETIM bringt signifikante Vorteile
Der Einsatz von ETIM mit dem Datenformat BMEcat als Standard für den Materialdatenaustausch hat mehrere signifikante Vorteile. Er ermöglicht eindeutige und konsistente Bezeichnungen von Materialien und Produkten in verschiedenen CAD- und ERP-Systemen, was den Datenaustausch erheblich vereinfacht. Diese Konsistenz wird auch im Austausch mit Partnerbetrieben beibehalten, was die Zusammenarbeit effizienter macht. Darüber hinaus erlaubt das integrierte Data Dictionary eine systematische und standardisierte Darstellung der Materialnamen in verschiedenen Sprachen. Das ist sowohl in internationalen Projekten als auch in den unterschiedlichen Sprachregionen der Schweiz von grossem Nutzen.
Trotz dieser Vorteile gibt es auch einige Herausforderungen zu bewältigen. Derzeit sind nur wenige der in Schreinereien und Zimmereien verwendeten Materialien im ETIM-Standard verfügbar. Viele dieser Materialien sind zudem noch nicht vollständig mit den notwendigen Attributen versehen. Die Stammdaten müssen also weiter ausgebaut werden. Eine weitere Herausforderung wird es sein, Hersteller davon zu überzeugen, ihre Produkte mit Materialdaten nach dem ETIM-Standard zu kennzeichnen. Die Koordination mit anderen Verbänden (zum Beispiel Lignum) wäre notwendig, um die bestehende Struktur und die Klassen in ETIM abzubilden. Für die Abgrenzung und Verknüpfungen des ETIM-Katalogs mit IFC-Dateien ist zudem eine Erweiterung des IFC-Standards notwendig.
BFH als neutrale Stelle
Um diesen Herausforderungen zu begegnen, wird die BFH Mitglied bei ETIM und kann somit als neutrale Stelle den Standard für die holzverarbeitende Industrie erweitern. Bis zum Ende des Teilprojekts wird ein Demonstrator entwickelt, der zeigt, dass ein standardisierter Austausch von Materialdaten zwischen verschiedenen CAD-Programmen der teilnehmenden Firmen möglich ist. In Zukunft kann die Systematik auf Beschläge erweitert werden, was ihre Anwendbarkeit und ihren Nutzen weiter steigern würde. In jedem Fall hat die Lösung mit ETIM das Potenzial zu einer wesentlichen Vereinfachung des Datenaustauschs in der holzverarbeitenden Branche.
Text: Ronny Standtke, Simon von Gunten (beide BFH)
Bleiben Sie informiert
Dieser Bericht ist der dritte einer Reihe, in der die Plattform «Wald & Holz 4.0» regelmässig über den Stand der Arbeiten in den einzelnen Teilprojekten informiert. Der nächste Bericht folgt im Juni 2024 mit einem Update aus dem Teilprojekt «Webbasierte Ressourcenkoordination».
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