Schnittstelle Wald und erste Holzverarbeitungsstufe und Managementinformationssysteme für die Forstbetriebe
Ausgangslage
Der erste Workshop diente dazu, eine Übersicht der bestehenden Tools und Hürden beim Einsatz zu schaffen.
Bestehende Tools:
- Marktanbieter: WinforstPro (Latschbacher AG), LENCA (Lenca AG), ForstControl (siabit AG), xPolver (DECOTASK GmbH), GeoMail …
- Kantonale Lösungen: Waldportal (LU, BS/BL, SG, Softec AG, …), BK-Online (AG), Kantonales WIS bzw. GIS-Portal …
- Eigene Lösungen Forstbetriebe: z.B. BGB Bern, SFB
- Forschung: TBk, WIS.2 und waldmonitoring.ch (BFH-HAFL), Seilaplan (WSL), …
- Generische Softwares & Plattformen: MS Excel, MS Access, QGIS, ArcGIS, SAP, …
Hürden:
- Teillösungen (keine Lösung die MIS ganzheitlich abdeckt)
- Fehlende Schnittstellen zwischen Tools und Akteuren
- Fehlende Standardisierung bzw. Harmonisierung
- Einarbeitungszeit für den Einsatz der Lösungen sowie Kosten für die spezifischen Anpassungen an den eigenen Bedürfnissen
- Konkurrenz & Geschäftspolitik
- Vorgaben (ex. Systemvorgaben durch Gemeinde)
Ziele
Ziel beider Teilprojekte ist es, einen Überblick über den aktuellen Stand der Digitalisierung von Management-Informationssystemen auf Ebene des Forstbetriebs zu geben (Daten, Prozesse, Tools), Lücken und Hürden bei der Digitalisierung zu identifizieren und Lösungsansätze aufzuzeigen.
Ergebnisse
In den vier Workshops konnte die Vielfalt der existierenden Tools und Lösungen deutlich aufgezeigt werden, die auf unterschiedliche Bedürfnisse der Forstbetriebe eingehen (unterschiedliche Ausgangslage, unterschiedliche Vorgaben, unterschiedliche Ausbildungsniveaus usw.).
Sieben Anbieter von digitalen Lösungen aus der Praxis und Forschung haben ihre Lösungen präsentiert und vier Forstbetriebe haben eine Übersicht über Ihre Hauptprozesse und die eingesetzten digitalen Tools vorgestellt (Systemlandschaft).
Abb.1 Photo des 2. Workshops: Präsentation des Systemlandschafts des Staatsforstbetriebs Bern (siehe nachfolgende Abbildung).
Abb. 2 Systemlandschaft des Staatsforstbetriebs Bern (von Lioba Rath, SFB)
Es gibt mehrere IT-Marktanbieter, die sich in einer Konkurrenzsituation befinden. Die Anpassung der Tools an die Kundenbedürfnisse (z.B. Schnittstellen für Datenaustausch, Berichte aus verschiedenen Datenquellen) erfolgt oft bilateral.
Die Sicherstellung eines einfachen Datenaustausches bzw. die Möglichkeit, Tools untereinander zu vernetzen, kann aber multilateral gestaltet werden:
- Spontan aus dem Markt, was der Fall wäre, wenn ein Standard und/oder eine integrierte IT-Lösung attraktiv genug werden, um im Vergleich zu allen anderen Lösungen zur Referenzlösung zu werden,
- Durch Austausch zwischen IT-Anbietern
- Durch die Zusammenarbeit von Forstbetrieben (und mit weiteren Akteuren der Holzwertschöpfungskette), die ein gemeinsames Interesse daran haben, die Entwicklung von Standards und Tools zu unterstützen, die hochgradig kompatibel mit effizienten Schnittstellen für den Datenaustausch sein sollen.
Es scheint z.Z. unrealistisch, einen breiten und allgemein gültigen Standard zu etablieren.
Mit dem letzten Workshop hat ein erster Austausch zwischen den drei Haupt-IT-Marktanbieter stattgefunden. Ein weiterer Austausch ist schon geplant. Parallel dazu haben sich die Anwender*Innen der IT-Lösungen getroffen und es entstand die Idee, eine permanente Austauschgruppe zu schaffen, um gemeinsam die Digitalisierung im Forstsektor mitzuprägen und die Vernetzung der Lösungen zu fördern.
Durch das WH4.0 Teilprojekt wurde somit eine Dynamik für den Austausch initiiert, die bis jetzt gefehlt hatte.
Anwendung
Jeder Akteur ist willkommen, sich am Austausch zu beteiligen oder Lösungen vorzuschlagen.
Das Projektteam der HAFL (Christian Rosset, Bernhard Pauli, Holger Griess, Gaspard Dumollard) steht auf Anfrage für einen Austausch der Ergebnisse dieses Projekts zur Verfügung.
Nutzen
Eine verstärkte Digitalisierung und eine stärkere Integration der IT-Lösung Richtung eines Managementinformationssystems auf Ebene der Forstbetriebe sowie die Sicherstellung des Datenaustauschs mit ihren Geschäftspartnern (z.B. Sägereien) ermöglicht effizientere Betriebsprozesse, u.a. auf folgende Weise:
- Weniger administrative und zeitraubende Arbeit für die Mitarbeiter.
- Besserer Informationsaustausch zwischen den Mitarbeitern des Betriebs: bessere und schnellere Entscheidungen.
- Eine anpassungsfähigere und dynamischere forstliche Planung (leichtere Aktualisierung und möglichst nahe an den neuesten verfügbaren Daten).
- Durchgängigen Prozesses der Holznutzung und -vermarktung vom Wald bis zur Sägerei oder sogar noch weiter.
- Bessere Übereinstimmung von Angebot und Nachfrage
- Beschleunigung des Rechnungsstellungsprozesses und der Zahlungsfristen
- Besseres (und zeitnahes) Controlling der Betriebsfinanzen
- Kooperativer Ansatz bei IT-Entwicklungen (Koordination von Standards, Tools auf Branchenebene): IT-Entwicklungen und -Weiterentwicklungen werden einfacher und billiger.
Ausblick
Der Austausch zwischen den Teilnehmenden des Projekts wird voraussichtlich fortgesetzt. Ein zweites Treffen der Gruppe der IT-Marktanbieter ist schon geplant. Die Gruppe der Anwender*Innen haben sich für eine Weiterführung bereit erklärt.
Einen Rahmen hierfür bietet die Plattform W&H 4.0.
Projektteam
BFH:
Christian Rosset
Bernhard Pauli
Hannes Horneber
Gaspard Dumollard
Holger Griess
Extern (in alphabetischer Reihenfolge):
Forstbetrieb Bürgergemeinde Bern: Philipp Egloff, Joel Denzler
Forstbetrieb Region Zofingen: Matthias Kläye
Lenca AG: Jost von Moos
Kanton Luzern: Michiel Fehr
Latschbacher AG: Reto Fritschi, Lorenzo Pawlowski
SOFTEC AG: Benedikt Janka
Staatsforstbetrieb Bern: Lioba Rath
Staatsforstbetrieb Luzern: Ruedi Helfenstein
WaldSchweiz: Paolo Camin, Roland Burri
WSL: Leo Bont
Kontakt:
christian.rosset@bfh.ch | +41 31 910 22 55
bernhard.pauli@bfh.ch | +41 31 910 21 07
holger.griess@bfh.ch | +41 31 848 63 14
gaspard.dumollard@bfh.ch | +41 31 910 21 90