Flächendeckende Informationen über den Wald und die Waldressourcen
Ausgangslage
Das Potenzial dieser Daten für die Praxis ist gross und kann noch weiter ausgeschöpft werden, wobei technische Hürden, mangelnde Kenntnisse und mangelndes Vertrauen in die Datenqualität, sowie unzureichende IT-Kompetenzen den breiten Einsatz hemmen. Dabei ist es wichtig, den Zugang zu Daten und Tools so zu gestalten, dass Akteure aus verschiedenen Bereichen, wie Forstbetriebe (gross/klein), Ingenieursbüros und kantonale Forstdienste, leicht darauf zugreifen und sie effizient in die Praxis umsetzen können.
Ziele
Das Teilprojekt verfolgt mehrere zentrale Ziele, um die Nutzung von Fernerkundungsdaten in der Forst- und Holzwirtschaft zu fördern:
- Erhöhung der Zugänglichkeit von Wald- und Fernerkundungsdaten: Erarbeitung von Konzepten für anwenderfreundlicheren Zugang zu Daten und Tools, sodass alle Akteure der Branche diese einfach nutzen können.
- Abbau technischer und organisatorischer Barrieren: Identifikation von vorhandenen technischen und organisatorischen Hürden und Entwicklung praxisnaher Lösungen, um diese zu reduzieren und eine nachhaltige Anwendung der Fernerkundungsdaten zu ermöglichen.
- Stärkung der Zusammenarbeit zwischen Akteuren: Förderung eines strukturierten Austauschs zwischen Forstbetrieben, Ingenieurbüros, Softwareentwicklern und Forschungseinrichtungen im Hinblick auf die Weiterentwicklung bestehender Tools bzw. die Entwicklung neuer Tools
- Förderung einer zielgruppengerechten Daten- und Toolentwicklung: Sicherstellung, dass die Entwicklung von Lösungen auf die spezifischen Bedürfnisse der relevanter Anwendergruppen abgestimmt ist (z.B. Gross/Kleinforstbetriebe).
Praxisorientierte Umsetzung der Ziele anhand konkreter Beispiele:
Die identifizierten Ziele werden anhand konkreter Beispiele in der Praxis angegangen, um Lösungen möglichst greifbar zu machen. Dafür bot sich das Toolkit Bestandeskartierung (TBk) an: TBk dient der Bestandesabgrenzung und -beschreibung aus Fernerkundungsdaten und hat bereits einen etablierten Mehrwert für die Forstpraxis dar. Hier kann konkret der Frage nachgegangen werden, wie dieser Mehrwert multipliziert und breiter zugänglich gemacht werden kann.
Abb. 1: Übersicht Ziele und Ergebnisse des Teilprojektes 2.10. Die Lösungsansätze wurden exemplarisch anhand TBk erarbeitet.
Ergebnisse
Identifizierter Handlungsbedarf und Barrieren:
Das Projekt konnte drei wesentliche Barrieren für die effektive Nutzung von Fernerkundungsdaten in der Forstwirtschaft identifizieren:
- Vertrauen und Motivation: Akteure zögern, digitale Daten in der Praxis einzusetzen, da fehlende Kenntnisse und Bedenken über Datenqualität und den erwarteten Mehrwert bestehen. Auch wird oft ein effizienter Nutzen für die Praxis infrage gestellt.
- Know-how und Bedienkompetenzen: IT- und GIS-Kompetenzen variieren stark, und oft fehlen spezifische Dokumentationen oder Weiterbildungsangebote. Die Zielgruppenorientierung muss verbessert werden, um den Zugang zu erleichtern.
- Anwendungshürden und Benutzerfreundlichkeit: Viele Tools werden aufgrund ihrer Komplexität oder mangelnder Attraktivität nicht genutzt. Die erforderliche Zeitinvestition zur Einarbeitung schreckt potenzielle Anwender ab.
Um diesen Herausforderungen zu begegnen, wurde das Toolkit Bestandeskartierung (TBk) für die Forstpraxis vertieft analysiert. TBk it ein Projekt der BFH-HAFL und wurde durch eine enge Zusammenarbeit zwischen Forschung und Praxis entwickelt, wodurch Vertrauen in die Daten geschaffen und eine nachhaltige Nutzung gefördert wurde. Besonders ist die angestrebte Veröffentlichung als Open-Source-Projekt, so dass möglichst viele von dem Nutzen profitieren können (Transparenz, Verfügbarkeit, Zusammenarbeit).
Abb.2: Überblick Themenlandschaft TBk: Bestandeskarten sind ein zentrales Element für das Waldmanagement und Kristallisationspunkt für weitere Themen, die mithilfe forstlicher Fernerkundung angegangen werden können.
Durch die Analyse wurde der Mehrwert von multilateralem Austausch und konsequent durchgeführter Weiterbildung anhand konkreter Anwendungsbeispiele im Wald deutlich, wodurch die o.g. Barrieren direkt adressiert werden. Mit dieser Erkenntnis wurde als maßgebliches Ergebnis des Teilprojektes die TBk-Arbeitsgruppe gegründet, in der diese Prinzipien verankert sind.
Die TBk-Arbeitsgruppe zielt auf die Schaffung einer nachhaltigen Organisationsstruktur für die fortlaufende Pflege, Weiterentwicklung und den Austausch rund um das TBk. So kann TBk als Open-Source-Projekt wachsen, um die Anwendung von Fernerkundungsdaten im Waldbereich so breit und nachhaltig wie möglich zu fördern.
Struktur TBk-Arbeitsgruppe:
Die TBk-Arbeitsgruppe setzt sich aus einer Kerngruppe und spezialisierten Untergruppen zusammen. Die zwei wichtigsten Elemente sind:
- Kerngruppe: Diese Gruppe trägt die Verantwortung für die Sicherstellung genügender Ressourcen für die Wartung und den Betrieb des Projekts (Priorisierung der Weiterentwicklung, Qualitätssicherung und Organisation von Support). Mitglieder der Kerngruppe sind exklusiv Hauptbeitragende von Ressourcen. Die Kerngruppe erstellt zudem das Jahresprogramm, welches ein jährliches Treffen für den multilateralen Austausch vorsieht, den «TBk-Tag». Dieses Treffen ermöglichen den direkten Austausch zwischen forstlichen Praxisanwendern, Forschung und IT-Entwicklung.
- Power User: Diese Gruppe besteht aus qualifizierten Anwendern, die TBk nutzen und den Einsatz der Ergebnisse in der Praxis begleiten. Mitglieder sind dadurch Kontaktorganisationen und -personen für die Anwendung von TBk (v.a. Ingenieursbüros, kantonalen Forstdienste, Forstbetriebe, …). Die Gruppe dient dem Austausch und der Koordination von Bedürfnissen rund um die Anwendung von TBk und liefert zu dem Impulse/Beiträge zu Aus- und Weiterbildung sowie der Weiterentwicklung.
Weitere Elemente sind die Gruppen der IT-Developer (zuständig für die technische Administration und Weiterentwicklung des Open-Source-Projekts) und die breite User Community (offen für alle Interessierten und Nutzenden und ein Ort für niedrigschwelligen Austausch und Wissenstransfer).
Abb 3.: Um eine nachhaltige digitale Transformation zu gestalten wurde eine Arbeitsgruppe konzipiert und gegründet, die erfolgreiche Integration und langfristige praxisorientierte Weiterentwicklung garantieren soll.
Durch die TBk-Arbeitsgruppe wird begleitend zum TBk Open-Source-Projekt ein Konzept etabliert, welches wichtige Basis-Elemente der digitalen Transformation der Forstwirtschaft enthält. Die konkrete Weiterentwicklung von TBk als praxisorientiertes und benutzerfreundliches Toolkit wird nachhaltig sichergestellt. Durch den etablierten Mehrwert besitzt das Projekt Strahlkraft als positives Beispiel und bietet durch die offenen jährlichen Treffen eine Plattform zum Austausch für weitere Themen.
Arbeitsgruppe
Die Zusammenkunft der Arbeitsgruppe als multilaterale Gruppe mit vielfältigen Interessensvertretern aus der Branche hat sich als wertvolles Forum für den Austausch unterschiedlicher Perspektiven auf die Thematik herausgestellt. Als solche ist die Gruppe selbst ein wichtiges Ergebnis des Projektes und alle Teilnehmenden waren sich einig, dass der Austausch in dieser Form weitergeführt werden soll, um weitere Themen zu beleuchten, Synergien aufzuzeigen und Potenziale nutzbar zu machen.
Anwendung
Die im Rahmen des Projekts entwickelten Ergebnisse können auf unterschiedlichen Wegen angewendet werden:
- Mitwirkung in der Arbeitsgruppe: Durch jährliche Treffen wird der multilaterale Austausch fortgesetzt. Interessierte sind eingeladen, sich mit ihren Perspektiven und allenfalls eigenen Themen und Fragestellungen einzubringen.
- Anwendung der Konzepte für eigene Projekte: Viele Elemente der erarbeiteten Ergebnisse hinsichtlich der erfolgreichen digitalen Transformation der Forstbranche lassen sich auf andere Projekte übertragen:
- Konzept multilateraler Austausch
- Wissenstransfer und Ausbildung begleitend zu
- Mehrwert Open Source Model und Gestaltung einer tragenden Community
Die Unterlagen und Zusammenfassungen der Workshops mit Informationen finden sich hier.
- Mitwirkung in der TBk Arbeitsgruppe
Die geschaffene Strukturen der Arbeitsgruppe für TBk erlaubt das direkte Mitgestalten und Einbringen in verschiedenen Rollen:- Ingenieursbüros / kantonale Forstdienste / Forstbetriebe: Können sich als aktive Anwender (Power User) qualifizieren und/oder als Auftraggeber/-nehmer für TBk Dienstleistungen das Netzwerk nutzen
- Forschende und Experten: Können sich inhaltlich einbringen und zur Weiterentwicklung von TBk beitragen
- Interessierte Akteure: Können mit unverbindlichem Interesse über Entwicklungen und Neuigkeiten rund um TBk informiert werden
Einstiegspunkte und Material:
- Allgemeine Informationen und Fragen zu TBk: planfor.ch/tbk | Kontakt: tbk@planfor.ch
- Mailingliste TBk News: https://lists.planfor.ch/mailman/listinfo/tbk_news
- Entwurf Rahmenvereinbarung TBk Arbeitsgruppe: TBk_Arbeitsgruppe_Rahmenvereinbarung_v4.pdf
Nutzen
- Digitale Transformation durch Inwertsetzung moderner Daten und Technologien: Das Teilprojekt unterstützt die Forst- und Holzbranche dabei, zeitgemäße Technologien effektiv für die nachhaltige Waldwirtschaft zu nutzen. Dank dem Einsatz präziser Fernerkundungsdaten und der daraus abgeleiteten digitalen Tools können Forstbetriebe ihre Ressourcen effizienter managen und die ökologischen Entwicklungen im Wald besser verfolgen. Das Verständnis von und Vertrauen in die Daten und die optimierte Zugänglichkeit ermöglichen eine fundierte Entscheidungsgrundlage und steigern die Effizienz bei Planungs- und Managementprozessen. Damit trägt das Projekt zur Stärkung einer zukunftsfähigen und resilienten Forstwirtschaft bei, die auch langfristig den Anforderungen einer dynamischen Umwelt gerecht wird.
- TBk als Beispiel gelungener digitaler Transformation: Das Toolkit Bestandeskartierung (TBk) demonstriert gelungene Integration moderner, digitaler Lösungen für die Forstwirtschaft. Die hier umgesetzten Prinzipien von offener, partizipativer Entwicklung in engem Austausch mit der Praxis können als positives Beispiel für weitere Projekte und Themen in der Branche dienen und so eine nachhaltige digitale Entwicklung ermöglichen.
Ausblick
Die Wald-und-Holz-4.0-Arbeitsgruppe des Teilprojekts 2.10 wird weiterhin die Nutzung und Weiterentwicklung der Fernerkundungsdaten in der Forstpraxis fördern und zusätzliche Anwendungsbereiche untersuchen. Die Zusammenkünfte der Gruppe werden
In komplementärer Zusammenarbeit mit der Fachgruppe Forstliche Fernerkundung (WaPlaMa) und der TBk-Arbeitsgruppe ist geplant, Weiterbildungen anzubieten, um das Know-how innerhalb der Branche zu stärken.
Ein kontinuierlicher multilateraler Austausch mit den Kantonen und anderen forstlichen Akteuren wird ebenfalls angestrebt, um die Datenlandschaft bedarfsgerecht zu gestalten und neue Werkzeuge zur Verfügung zu stellen.
Abb. 4: Mit komplementären Arbeitsgruppen die unterschiedliche Schwerpunkte setzen ist die Forstbranche zunehmend gut aufgestellt um das Potenzial forstlicher Fernerkundung in der Praxis modern zu nutzen und weiter auszubauen.
Projektteam
BFH:
Christian Rosset, BFH-HAFL
Bernhard Pauli, BFH-HAFL
Hannes Horneber, BFH-HAFL
Gaspard Dumollard, BFH-HAFL
Extern (in alphabetischer Reihenfolge):
- BAFU: Thomas Bettler
- Forstbetrieb Bürgergemeinde Bern: Philipp Egloff, Joel Denzler
- Forstbetrieb Region Zofingen: Matthias Kläy
- Ingenieursbüro Hauenstein&Ackermann: Mirco Ackermann, Pius Hauenstein
- Lenca AG: Jost von Moos
- Kanton Aaargau / Waldfride Analytics: Raffael Bienz
- Kanton Jura: Quentin Humair
- Kanton Luzern: Michiel Fehr
- Kantin Tessin: Fabio Romano
- Kanton Vaud: David Roy
- Kartenwerk GmbH: Hanskaspar Frei
- Latschbacher AG: Reto Fritschi, Lorenzo Pawlowski
- SOFTEC AG: Benedikt Janka
- Staatsforstbetrieb Bern: Lioba Rath
- Staatsforstbetrieb Luzern: Ruedi Helfenstein
- WaldPlus: Manuel Kraus, Stefan Flückiger
- WaldSchweiz: Paolo Camin, Roland Burri
- WSL: Leo Bont, Lars Wase
Abb. 5: Starttagung am 17.10.2023. Seither wurde in mehr als fünf Workshops und zahlreichen Arbeitssitzungen und Gesprächen die Thematik weiterentwickelt